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„Westfalen erfahren - Auf der Erfolgsspur einer Region“

Kräfte der Identitätsstiftung (eine Nachlese von Dr. Klaus Anderbrügge)Dr. Klaus Anderbrügge

Ganz sicher ist die von uns befahrene Hellwegzone eine der Herzlandschaften Westfalens. Alle wichtigen Verkehrswege haben sich hier immer schon gekreuzt. Wir haben das Land am Hellweg, diesen lebendigen Streifen zwischen der Lippe im Norden und Ruhr und Möhne im Süden, durchaus noch erlebt als eine Region im klassischen Spannungsfeld von Industrie und Landwirtschaft. Und doch ist uns dabei deutlich geworden, dass die traditionelle Prägung der Landschaft durch Kohle und Stahl, die gerade auch für das östliche Ruhrgebiet, das wir in den Kreisen Recklinghausen und Unna und in der Stadt Hamm berührt haben, charakteristisch war, so nicht mehr stimmt. Die gigantischen Anlagen der Montanindustrie arbeiten nicht mehr, sind in Landschaftsparks integriert oder korrodieren einfach vor sich hin. Recycling und Logistik sind die neuen großen Arbeitgeber, und eine hoch diversifizierte mittelständische Wirtschaft wird zur treibenden Kraft. Sie bringt das Industriegebiet einerseits und den Haarstrang wie die Soester Börde mit ihrer reichen Landwirtschaft andererseits wieder näher zusammen, hebt die alten Gegensätze auf. Das Land wirkt vielfältig und in einem menschlichen, noch überschaubaren Maßstab dynamisch. Die industrielle Vergangenheit hatte hier wie in den alten Ballungsräumen weiter im Westen Narben geschlagen, die auch heute noch ablesbar sind. Entscheidendes aber hat sich verändert. Mir kommt dieses Land zugleich aufgebrochen und schon beinahe wieder “geheilt” vor. Die Menschen in diesem Raum passen zu die- sem Eindruck. Zu Recht gelten sie als qualifiziert, motiviert, geradlinig und zuverlässig. Eines der unumstrittensten Ergebnisse der von der Westfalen-Initiative durchgeführten Zukunftskonferenz “Westfalen 2020” war folgende Einschätzung: Die Westfalen sind “bodenständig” und die ihren Anspruch an Lebensqualität nicht nur von gut bezahlten Positionen ableiten. Sie haben eine besonde Bindung an die Familie, die Freunde, die örtliche Gemeinschaft und an die Landschaft. All das war bei unseren Begegnungen mit den Menschen am Hellweg, mit Amts- und Funktionsträgern wie mit dem viel zitierten Mann auf der Straße, deutlich zu spüren.

Ich glaube schon, dass solche Einstellungen identitätsstiftend sein können. Im Idealfall kommen die sprichwörtliche westfälische Bodenständigkeit u. Verlässlichkeit zusammen mit Gestaltungskraft, "unternehmerischem Geist” und einem wachen Gefühl für Eigenverantwortung und Solidarität. Das wäre ein Amalgam, das ich mir für uns in Westfalen wünsche und von dem ich bei unserer Hellwegtour einiges “erfahren” habe. Identitätsstiftend sind natürlich nicht zuletzt Geschichte und Kultur. Sie begegnen dem Besucher am Hellweg auf Schritt und Tritt: Gewachsene Stadtbilder mit einem noch heute erfahrbaren mittelalterlichen Kern, uralte Kirchen, Wasser- und andere Schlösser, Bürgerhäuser und Bauernhöfe, aber auch die überkommenen Zeugnisse der Industrialisierung machen den Raum unverwechselbar. Er unterscheidet sich in seinen Besonderheiten, in den Formen und Materialien, in denen hier gebaut wurde, von den Nachbarregionen. Trotz der bis heute spürbaren historischen Grenzen u. der konfessionellen Unterschiede hat sich eine eigenständige kulturelle Tradition entwickelt, die Kostbares zu bewahren weiß und doch gar nichts Großsprecherisches an sich hat. So konnte sich auch ein eigenes regionales oder zumindest teilregionales Selbstverständnis herausbilden, das attraktiv wirkt und neugierig macht.

mehr unter: www.westfalen-erfahren.de

 

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