Wiederaufbau und Neubeginn nach 1945
Die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen hatte für Dortmund weitreichende Auswirkungen. Die Provinz Westfalen wurde mit dem nördlichen Teil der Rheinprovinz zusammengelegt und Dortmund wurde 1946 in das neu entstandene Land Nordrhein-Westfalen eingegliedert. Die Bevölkerungszahl wuchs wieder sehr schnell, 1948 wohnten 450.000, 1950 - 500.000, 1955 - 600.000 und 1965 - 658.000 Menschen in Dortmund. Neben den Heimkehrern aus Kriegsgefangenschaft und Evakuierung wurde Dortmund über 150.000 Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus den verlorenen Ostgebieten zur zweiten Heimat. Die Wiederherstellung der demokratischen Verhältnisse verlief unter der Aufsicht des britischen Kontrollrats und führte nach den Kommunalwahlen 1946 zur Wahl Fritz Henßlers zum Oberbürgermeister. Der gewählte Rat mit dem Vorsitz des Oberbürgermeisters war durch die in der britischen Besatzungszone eingeführte 'Neue Deutsche Gemeindeverordnung' für alle Bereiche der kommunalen Selbstverwaltung zuständig. Der Weg für einen Wiederaufbau mit demokratisch gewählten Verwaltungsorganen war geebnet. Die Wiedereinsetzung der vollen wirtschaftlichen und industriellen Kapazitäten für den Dortmunder Wiederaufbau war nach dem Kriegsende nicht nur durch die Kriegszerstörungen unmöglich. Die von den britischen Besatzungsbehörden beschlossene Demontage weiter Teile der Dortmunder Industrieanlagen, die verzögerte Vergabe von Lizenzen für die Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit und die Auferlegung von Produktionsbeschränkungen in der Schwerindustrie verlangsamte die erste Wiederaufbauphase. Weitere Schwierigkeiten ergaben sich aufgrund des instabilen Währungssystems.
Die unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Heizmaterial führte zur Preiseskalationen. Die meisten Stadtbewohner befanden sich im puren Lebenskampf. Es war vielleicht die schwierigste Phase der bisherigen Dortmunder Stadtgeschichte. Bis Ende der 40er Jahre häuften sich die durch Not bedingten Diebstähle, Einbrüche und Plünderungen. Der Schwarzmarkt blühte. Eine Wende zur Besserung der Versorgungslage trat unmittelbar nach der Währungsreform 1948. Die ersten Aufgaben des Wiederaufbaus waren neben der alltäglichen Versorgung die Minderung der Wohnungsnot und die Wiederherstellung eines intakten Verkehrssystems. Die äußerst günstigen Konjunkturbedingungen der 50er Jahre in Westdeutschland, unterstützt unter anderem durch finanzielle Mittel des Marshall-Plans, führten rasch zu besseren Lebensbedingungen. Dies steigerte nicht nur die Nachfrage für die Schwerindustrie, sondern beflügelte auch andere Wirtschaftsbereiche wie die Konsumgüterindustrie und den Handel. Dortmund wurde zum Einkaufszentrum Westfalens. Die Dortmunder Wirtschaft boomte und produzierte wieder unter Nutzung voller Kapazitäten. Die wirtschaftlichen Wachstumsraten im Dortmund der 50er Jahre liegen weit höher als die der Bundesrepublik. Der Arbeitskräftebedarf konnte erneut nicht aus dem heimischen Raum gedeckt werden. In dem Strom der Arbeitskräfte nach Dortmund befanden sich erstmals seit der Mitte der 50er Jahre zunehmend Arbeitnehmer aus den Mittelmeerländern. Das "Deutsche Wirtschaftswunder" und die enorme Steigerung des Lebensstandarts der 50er Jahre in der BRD waren im großen Maße ein Verdienst der Dortmunder Wirtschaftskraft. Wiederaufgebaute Architekturdenkmäler: Adlerapotheke und Reinoldikirche. Luftaufnahme des Dortmunder Hafens.
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