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Das 19. Jh. und die Industrialisierung

Das Verwaltungsgebäude in Aplerbeck Aufnahme: Hans Dieter Johnen

Das Verwaltungsgebäude 
in Aplerbeck
(Bild: H.D. Johnen)

Haus Rodenberg Aufnahme: Hans Dieter Johnen

Haus Rodenberg 
(Bild: H.D. Johnen)

Schloß Bodelschwingh Aufnahme: Paul Kleff

Schloß Bodelschwingh
(Bild: Paul Kleff)

Schloß Dellwig Aufnahme: Walter Borser

Schloß Dellwig 
(Bild: Walter Borser)

Union Brauerei Aufnahme:Dieter Dammasch

Union Brauerei 
(Bild:Dieter Dammasch)

Hafenamt Aufnahme: Michael Jeromin

Hafenamt
(Bild: Michael Jeromin)


Die wirtschaftliche und politische Ohnmacht Dortmunds dauerte bis zum 1. Viertel des 19. Jh. an. 1815 zählte die einstige westfälische Metropole nur 4.300 Einwohner (zum Vergleich Münster hatte 15.000, Soest 5.100 Einwohner). Im 30-jährigen Krieg verlor die Stadt über 1.000 von rund 1.400 bürgerlichen Haushaltungen. Zahlreiche Plünderungen, Belagerungen und Quartiernahmen von französischen, hessischen, brandenburgischen und später preußischen Truppen ließen Dortmund zu einer provinziellen Ackerbürgerstadt werden. Hinzu kam im 18. Jh. eine unaufhörliche Kontributionslast, die der Stadt durch preußische Könige aufgebürdet wurde. Doch das 19. Jh. hat die gesamte Region an Ruhr und Rhein grundlegend verändert. Die alte politische Struktur des Reiches ist nach dem Reichsdeputationshauptschluß aufgelöst worden. Dieser Umstand begünstigte die Bildung neuer moderner Staatsstrukturen. Erste Verwaltungserneuerungen um 1810 hängen mit der französischen Fremdherrschaft und der Einrichtung des Ruhrdepartements mit der Hauptstadt Dortmund zusammen. Nach dem Fall Napoleons und der Einverleibung Westfalens in das Königreich Preußen wurden von der preußischen Regierung weitere administrative Reformen in der Region vorgenommen. Dortmund wurde Sitz des Oberbergamtes und bekam 1819 die Grafschaft Dortmund unter seine administrative Gewalt. Die Stadt begann, sich langsam von der wirtschaftlichen Stagnation zu erholen. Die Einwohnerzahl stieg um 1828 auf 6.167. Das Vorkommen von Steinkohle in Dortmund und im ganzen Ruhrgebiet war die Grundvoraussetzung für die rasch einsetzende Industrialisierung. Die langen Traditionen im Steinkohlebergbau in der Dortmunder Region, die Mechanisierung der Kohlegewinnung und die rasante Entwicklung des Eisenbahnsektors lösten im 19. Jh. eine industrielle Revolution aus. Um 1815 wurde die erste Dampfmaschine in Dortmund installiert, 1847 folgte der Eisenbahnanschluß. In den 50er Jahren des 19. Jh. wird Dortmund zum wichtigsten Gründungsstandort im ganzen Revier. Die Schwerindustrie mit zahlreichen Bergbau-, Eisen- und Stahlbetrieben, die in vielen Aktiengesellschaften vereinigt waren, bestimmte das wirtschaftliche Stadtbild Dortmunds. Die schnelle Zunahme der Einwohnerzahl (1849 - 10.515, 1856 - 17.500, 1871 - 44.813, 1894 - 100.000, 1905 - 142.733, 1914 - 292.734) spiegeln das enorme wirtschaftliche Wachstumstempo in Dortmund wieder. Die Bevölkerungsüberschüsse der benachbarten Regionen waren bereits um 1870 erschöpft, es begann eine lange Periode der Zuwanderung von Arbeitskräften aus den Ostprovinzen. In den Ostregionen Deutschlands hatte die Bauernbefreiung 1811 zahlreiche negative Konsequenzen. Die Existenz vieler Bauernfamilien geriet wegen der Ablösung der Abgabenlasten durch Landabtretung an die jeweiligen Gutsherren in eine schwere Krise. Die Massenverelendung, die Suche nach neuen Lebensräumen und anschließende Auswanderung in die wachsenden Industriegebiete waren die Folge. So kam es, daß 1905 von den 280.000 Beschäftigten im Oberbergamtsbezirk Dortmund 95.000 polnischsprachige Arbeiter waren. Die höchste Zunahme von Industrialisierungsvorgängern erlebte Deutschland, und im besonderen Maße das Ruhrgebiet, zwischen 1869 und 1873. Der Kriegsbedarf und die weitere Entwicklung der Eisenbahn löste eine zweite Gründungswelle in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die urbanistische Ausdehnung Dortmunds hatte längst den historischen Stadtkern und den zerfallenden Mauerring hinter sich gelassen, neuen Fabriken und Industrieanlagen folgten neue Wohnviertel für die Aufnahme der zugewanderten Arbeitskräfte. Seit 1859 stellte Dortmund einen Oberbürgermeister. 1871 entstand das Eisen- und Stahlwerk Hoesch und 1873 die Dortmunder Union Brauerei, zwei markante Namen in der Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Im letzten Viertel des 19. Jh. wurden die heimischen Erzvorkommen erschöpft, die Schwerindustrie war seither auf die Erzversorgung aus Übersee angewiesen. Der Anschluß der rheinischen Schwerindustrie an eine Wasserstraße bedeutete für die Konkurrenz am Rhein billigere Massentransportmittel und eine direkte Verbindung zu den Rohstofflieferanten. Dadurch befand sich Dortmund erneut vor Standortproblemen. Die Lösung kam 1899. In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. wurde der Dortmunder Hafen, der größte europäische Kanalhafen, eröffnet. Proportional zu dem industriellen Wachstum Dortmunds nahmen die sozialen Notverhältnisse und das Elend der arbeitenden Bevölkerung zu. Besonders in Zeiten der wirtschaftlichen Rezessionen litten die Arbeiter soziale Not aufgrund von Betriebsstilllegungen und der Reduktion von Produktionskapazitäten. Massenproteste, zunehmende gewerkschaftliche Organisierung der Arbeiter, Politisierung des öffentlichen Lebens und die Bildung politischer Parteien waren unmittelbare Folgeerscheinungen dieser industriellen Entwicklungsphase und hatten in der Arbeiterstadt Dortmund besonders starke Traditionen.

Schwerindustrie in Dortmund - Hoesch Aufnahme: Horst Bader

Schwerindustrie in Dortmund - Hoesch 
(Bild: Horst Bader)
 

Industrieanlagen in Dortmund Aufnahme: Bernd Mai

Industrieanlagen in Dortmund
(Bild: Bernd Mai)

Hoesch Aufnahme:Thomas Lendeckel

Hoesch 
(Bild:Thomas Lendeckel)