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Home Archiv Kulturförderpreise "Der Bogen" 2001

Der Bogen zwischen "Kultur & Wirtschaft" Kulturförderpreis "Der Bogen" 2001 Aus dem Festvortrag zur Preisverleihung von Lutz Tölle Landesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren NRW

Der Bogen bezeichnet Spannung und Brüche. Spannung, weil "Kultur & Wirtschaft" leicht mißverständlich sein können: einerseits steht hier das der Wirtschaft häufig unterstellte profane und nacktes Gewinnstreben, andererseits der der Kultur vorgeworfener Selbstzweck künstlerischer Höhenflüge." - So begann vor 160 Gästen der Festredner seinen "Bogenschlag" - angelehnt an das Credo der Junior Chamber International JCI - zu dem diesjährigen kulturelles Ereignis der Dortmunder Kulturbühne.

Lassen Sie mich zunächst etwas in die Geschichte zurückgehen. Der große europäische Philosoph und Soziologe José Ortega y Gasset sagte: "Die europäische Kultur ist eine immer fortdauernde Schöpfung. Sie ist keine Herberge, sondern ein Weg, der immer zum Gehen nötigt."

Dies haben auch die Väter des deutschen Wirtschaftswunders so gesehen, denn bereits 1952 gründeten sie den Kulturkreis der deutschen Wirtschaft, um der Kunst und der Kultur in Deutschland wieder zu einer neuen Blüte zu verhelfen. In der Präambel des Kulturkreises heißt es: "Verkümmerung der Kunst ist Verstümmelung des ganzen Menschentums, die auch im Bereiche des Lebensnotwendigen ihre verhängnisvollen Wirkungen zeigen würde."

Diese Unternehmer wussten, dass sich die zivilisierte Geschichte auf der Sorge und den Erhalt der Kunstschätze eines Volkes, auf der Überlieferung von Kultur gründet und dass die künstlerische Auseinandersetzung mit der jeweiligen Gegenwart die Fortschreibung unserer Kultur bedeutet. Deswegen förderten sie so kurz nach dem verheerenden, von Deutschland angezettelten Krieg gerade und besonders Kunst und Kultur. (...) Kunst und Kultur sind Lebensqualität. Sie sind Reflexion und Entspannung, sie sind sinnvolle Freizeitgestaltung und Abbild des Bildungsstrebens der Menschen. Sie sind Ausgleich. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Förderung von Kunst und Kultur im ureigensten Interesse der Unternehmer an einem Standort liegen muss. Wie bekommen wir denn hoch qualifizierte Fachkräfte an unsere Unternehmensstandorte? Doch nur wenn wir auch die sogenannten weichen Faktoren fördern, wie z.B. die Bildungseinrichtungen, wie z.B. Theater und Museen, die Galerien und Konzerthäuser und natürlich die sie mit ihren Werken zu Leben erweckenden Künstler. Und nicht zu vergessen: Auch wir Unternehmer selbst sind ja keine Banausen oder nur rund um die Uhr in unseren Unternehmen. Auch wir finden in den Kulturstätten unserer Region Ausgleich und Entspannung, aber auch Inspiration und Impulse für kreatives und unkonventionelles Denken und Handeln. (...) Kunst und Kultur sind Ausdrucksformen und damit Mittel zur Kommunikation - und - das darf ich hier an dieser Stelle ganz unverblümt sagen: Damit sind sie Mittel zur Unternehmenskommunikation.

Vor gut zehn Jahren waren Sponsoren noch "aufdringliche Wohltäter", so schreibt die FAZ im Januar 1987. Heute sind sie "Retter in der Not", wie aus einem Artikel in der Zeitung "Die Woche" vom Mai 1998 hervorgeht. Mit diesen markanten Überschriften zweier Beiträge zum Thema Kultur und Wirtschaft ist eine Zeitspanne abgesteckt, in der das Kultursponsoring in Deutschland eine rasante Entwicklung genommen hat. Bis vor wenigen Jahren also rangierte das Sponsoring von Kunst und Kultur gemessen am Gesamtsponsoring-Volumen am Ende der Skala und folgte darüber hinaus meist auf Gedeih und Verderb dem persönlichen Gusto von Firmeninhabern und Vorständen.

Heute ist Kultursponsoring in vielen Unternehmen fester Bestandteil eines zeitgemäßen Kommunikationskonzeptes und dauerhaft in die Unternehmenskultur integriert. Viele Unternehmen sehen gerade im Kultursponsoring wichtige Potenziale für eine verbesserte Kommunikation nach innen und außen, für wirtschaftliche Kreativität und Innovation sowie für zusätzliche Imagegewinne. Kultursponsoring fördert die Mitarbeitermotivation und obwohl es wenig produktorientiert ist, fördert es auch die Kundenbindung.

Längst sind es nicht mehr nur Großunternehmen wie der Elektronikkonzern Sony, die als Sponsoren bei kulturellen Events auftreten und damit ihren Markenwert und ihr Firmenimage stärken. In immer enger werdenden Märkten, in denen Produkte immer ähnlicher und immer weniger exklusiv werden, entdecken auch mittelständische Unternehmen das Sponsoring als Mittel der Kommunikation mit potentiellen Kunden. Durch das Sponsoring von Kunst und Kultur schaffen sie sich ein zusätzliches, positiv besetztes Umfeld. Sie steigern damit ihren Bekanntheitsgrad und schaffen Vertrauen und Identifikation. (...)

Der Arbeitskreis Kultursponsoring beim BDI erarbeitet derzeit eine Evaluierungsstudie zur Wirkung von Kultursponsoring. Ein Bestandteil dieser Studie waren Umfragen unter Besuchern von Veranstaltungen, bei denen ein Sponsor auftrat. Die Befragung ergab, dass der Sponsor sehr deutlich wahrgenommen wird. Die sogenannten Recall-Werte sind genauso hoch wie bei gut platzierten Fernsehspots. Die Besucher gaben darüber hinaus an, dass sie sich durch den Sponsor in keiner Weise gestört fühlten. Im Gegenteil halten sie unternehmerisches Engagement zur Förderung von Kunst und Kultur für außerordentlich wünschenswert.

(...) Der Unternehmensberater Helmut Geiselhart hat Kultur und Wirtschaft darüber hinaus auf folgende Weise in Zusammenhang gebracht:

"Die Weltgesellschaft als Lerngesellschaft braucht Unternehmen, die zu ungewöhnlichen Leistungen fähig sind. Diese sind mit den üblichen Methoden nicht dauerhaft zu erreichen. Im künstlerischen Akt entstehen solche Leistungen, Kunstwerke. Unternehmen befähigen sich zu ähnlichen Werken, indem sie Elemente des künstlerischen Schaffens in den Unternehmensprozess integrieren."

Wir zeichnen heute eine junge Frau mit dem Kulturförderpreis aus, die Betonskulpturen von ungewöhnlicher Zerbrechlichkeit und Intensität schafft. Schon allein diese Beschreibung scheint einen Widerspruch in sich zu bergen. Aber Kunst lebt von der Darstellung und der Auflösung von Widersprüchen in den vielfältigsten Formen.

Formen - dieses Wort impliziert Vielfalt - wie ich schon sagte. Aber auch Reproduzierbarkeit. So können wir mit Hilfe von Formen identische Gegenstände in größeren Mengen reproduzieren, was wir jeden Tag in den Unternehmen beweisen. Das Wort Form kann auch einen bestimmten Standard definieren, oder einen Wert, keinen Zahlenwert sondern einen gesellschaftlichen oder ethischen Wert. Das Verb "formen" heißt gestalten, und darin steckt die ganze Schöpferkraft, das Talent, die Geschicklichkeit und die Kreativität unserer Gesellschaft.(...)